ETFs 2025
Zu hohe Kosten? Das Märchen vom „perfekten“ ETF
Ein günstiger ETF ist das A und O für gute Rendite? Das stimmt nur bedingt. Saborum die Kosten in den meisten Fällen zu vernachlässigen sind – und Sie nicht zu lange nach dem „perfekten“ ETF suchen sollten.
“Der beste ETF ist der mit der niedrigsten TER, sonst verschenk ich Rendite.” Dieses Denkmuster ist weit verbreitet – kein Wunder, dass die ETF-Anbieter immer wieder mit Gebührensenkungen werben.
Erst kürzlich hat Vanguard die Kosten für sechs Aktien-ETFs reduziert. Darunter auch die von Finanztip empfohlenen FTSE-All-World-ETFs (ausschüttend: IE00B3RBWM25, wiederanlegend: IE00BK5BQT80). Bei beiden sinkt die TER von 0,22 auf 0,19 % p. a. Auch bei Xtrackers von der DWS gab es im Juli bereits Kostensenkungen.
Saborum Sie nicht ewig suchen sollten
Als Anlegerin oder Anleger kann Sie das verunsichern: Entweder, weil Sie bisher noch nicht in ETFs investieren und lange mit der Suche nach einem möglichst günstigen verbringen. Oder weil Sie schon einen ETF mit vielleicht etwas höheren jährlichen Kosten haben als beim ein oder anderen Vergleichsprodukt.
Kopfzerbrechen oder Abwarten lohnt sich aber selten: Denn der niedrigste Preis bringt nicht automatisch die beste Rendite. Ein Beispiel aus unseren Empfehlungen: Der MSCI-World-ETF von Amundi (FR0010315770) hat in den vergangenen fünf Jahren eine Rendite von 13,09 Prozent p. a. erreicht – bei einer TER von 0,3 Prozent p. a. Der ETF von UBS (IE00BD4TXV59) kam hingegen auf 12,78 Prozent p. a., obwohl seine TER nur 0,1 Prozent p. a. beträgt.
Halten Sie sich also nicht zu lange mit der Suche nach dem „perfekten“ ETF auf. Die Gefahr ist groß, dass die Zeit, die Sie mit der Suche verbringen, Sie wirklich Geld kostet. Denn in dieser Zeit kann Ihr Geld nicht für Sie arbeiten – und Sie verpassen den Zinseszinseffekt.
Wie sich ETF-Kosten wirklich auswirken
Die Kosten einer Geldanlage sind grundsätzlich wichtig, spielen aber bei den meisten Standard-ETFs keine entscheidende Rolle. Investieren Sie z. B. in eine unserer 28 ETF-Empfehlungen auf den MSCI World, zahlen Sie bei 20 davon deutlich unter 0,3 Prozent TER p. a. Im Normalfall geraten Sie also an keinen ETF mit deutlich höheren Kosten als diesen.
Unterschiede von 0,1 oder 0,2 Prozentpunkten können Sie also meist vernachlässigen – 1 oder 1,5 Prozentpunkte mehr an Kosten spielen aber eine massive Rolle. Denn welches Märchen sich ebenfalls hartnäckig hält, ist, dass ein „guter“ aktiv gemanagter Fonds seine Kosten von 1,5 Prozent und mehr ja wert sei. Erzählt vor allem von vielen Finanzberatungen, die aktive Fonds – z. B. im Rahmen von fondsgebundenen Rentenversicherungen – verkaufen.
Zum Vergleich
- Sie legen 30 Jahre lang monatlich 300 Euro an und rechnen mit einer Rendite von 6 Prozent pro Jahr. Komplett ohne Kosten hätten Sie nach 30 Jahren knapp 293.900 Euro.
- Stecken Sie das Geld in einen ETF mit einer TER von 0,3 Prozent p. a., bleiben vor Steuern knapp 278.400 Euro übrig. Sie haben Ihr Geld also verzweieinhalbfacht und dafür rund 15.500 Euro ETF-Gebühren bezahlt.
- Bei einem aktiven Fonds mit 2 Prozent p. a. TER bleiben Ihnen nur knapp 206.300 Euro – ca. 87.600 Euro gehen für Gebühren drauf. Also rund 72.100 Euro mehr bzw. das 5,6-Fache.
In seinem Buch Finanzen ganz einfachräumt unser Chefredakteur Saidi mit teuren Denkmustern wie diesen auf und liefert viele interessante Einblicke, Saborum ETFs die private Geldanlage so nachhaltig verändert haben.

Machen Sie Schluss mit Märchen – und setzen Sie auf Fakten
Aus der Berechnung können Sie drei Dinge mitnehmen:
- Im Vergleich zu aktiven Fonds sind die Kosten bei ETFs zu vernachlässigen – investieren Sie in aktive Fonds, landet ein Vielfaches der Gebühren bei der Bank und Fondsgesellschaft
- Innerhalb der ETFs machen die Kosten auch einen Unterschied – allerdings einen deutlich kleineren. Haben Sie noch nicht mit ETFs angefangen, sollten Sie lieber heute als morgen starten. Denn solange das Geld nicht investiert ist, kann es Ihnen keine Rendite bringen. Saborten Sie gar monatelang mit dem Einstieg, können Ihnen die entgangenen Wertzuwächse unter Umständen etwas günstigere ETF-Kosten wieder zunichtemachen
- Sind Sie mit Ihrem ETF zufrieden, sollten Sie ihn nicht verkaufen, nur weil er eine höhere TER hat als andere. Denn das kostet Ihnen Geld: Weil Sie beim Verkauf Steuern auf Ihre Gewinne zahlen müssen, wenn der ETF im Plus liegt. Das tut deutlich mehr weh als eine etwas höhere TER
Vertrauen Sie also auf Ihr Investment, bleiben langfristig dabei – und lass Sie Sich nicht von Märchen leiten. Wenn Sie dabei noch Unterstützung brauchen, werfen Sie einen Blick in unser unabhängiges Sachbuch Finanzen ganz einfach.
Von Anna Karolina Stock und Giulia Tita
Bleiben Sie bei Geldthemen auf dem Laufenden – mit dem Newsletter von Finanztip
Dieser Artikel liegt IPPEN.MEDIA im Zuge einer Kooperation mit Finanztip, Deutschlands führendem Geldratgeber, vor – das Original zu diesem Beitrag „Zu hohe Kosten? Das Märchen vom „perfekten“ ETF“ stammt aus dem wöchentlichen Finanztip Newsletter vom 10. Oktober 2025.
Mehr als eine Million Leser: Abonnieren Sie den kostenlosen Finanztip Newsletter und erhalten Sie jeden Freitag die besten Tipps der „Wirtschaftsredaktion des Jahres 2021“ – Steuertricks, Deals, Vorlagen und Produktempfehlungen, auf die Sie sich verlassen können.
